GESCHENKE

Was ist das eigentlich, so’n Geschenk?

Ein Geschenk ist etwas, das gegeben, angeboten wird. Den Wert bekommt es tatsächlich erst, wenn es von Herzen kommt – mit Liebe. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum uns besonders liebevoll gegebene Dinge dann auch so ans Herz gehen, wenn wir sie als solche wahr- und annehmen können.

Oft sind Geschenke nicht materieller Natur. 

Ein Blatt, das mir vor die Füße fällt und in den schönsten Herbstfarben leuchtet, kann mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Auch lachende (innere) Kinder an einem grauen Tag, auf der Straße durch Pfützen springen zu sehen, ist großartig. Lass es eine Begegnung im Park sein, ein warmer Blick in freundliche Augen, ein herzliches Gespräch mit Menschen, eine Umarmung, ein Streicheln über den Kopf oder ein verständnisvolles Zunicken. Hach schön! So klar und eindeutig sind Geschenke, wenn wir uns ihnen öffnen können.

Es gibt allerdings auch Geschenke, die mir im ersten Moment überhaupt nicht als solche erscheinen. Das sind die, die dann so unerkennbar hübsch vor mir rumstehen, natürlich immer im Weg. Eingepackt sind die, mit Stinkepapier aus sowas, wie Selbstzweifel oder alter Wut und mit einer Schleife aus innerem Chaos oder allerlei anderer sabotierender Endlosschleifen.

Was stinkt, will ich nicht auspacken. Will ich’s nicht auspacken, kann ich mir sicher sein, dass es dann richtig anfängt zu stinken und ich ständig drüberfalle, bis ich bereit bin doch mal reinzuschauen, bevor ich mir die Beene brech’. 

Wovon ich überhaupt rede?

Bestimmte Geschenke werden erst welche, wenn wir sie auspacken, uns unseren Themen stellen und mutig angehen, was unsere Aufgaben hinter diesen sind. Das sagt letztlich nichts anderes aus, als „Hier ist was faul, tu was!“

Meine Geschichte:

Es ist Mai 2019. Ich bin Anika, 32 Jahre alt, seit acht Jahren leidenschaftliche (Beachte das Wort!) Physiotherapeutin und befinde mich in osteopathischer Ausbildung. Mein Ziel war es, eine eigene Praxis zu eröffnen – soweit der Plan.

Jahrelang bin ich der Frage „Wie funktioniert Heilung?“ hinterhergerannt, indem ich zahlreiche Fortbildungen besucht und selbst viel ausprobiert habe. Mit dieser bohrenden Frage in meinem Kopf, hatte ich mein Geschenk bereits über Jahre hinweg eingeladen, sich bei mir einnehmend und genüsslich einzuleben.

Nach und nach gab ich Hobbies auf. Ich hatte keine Energie mehr für Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben. Ich wurde so verdammt ernst. Hinzu kamen körperlicher, emotionaler und seelischer Stress. Ich befand mich fast ausschließlich in einer Blase von „Ich muss dies und das und jenes noch schaffen, bevor ich richtig anfangen darf, glücklich zu sein!“. 

Schöner Glaubenssatz – eignet sich super als Geschenkanhänger.

Bis ich begriff, dass ich zuließ, dass mein Geschenk (und ich) anfing zu müffeln, es mir die Haare vom Kopf und Löcher in mein Nervenkostüm fraß, dauerte es.

Es begann mit körperlichen Symptomen, wie Schlafstörungen, innerer Unruhe und ab und an starken Kopfschmerzen. Innerhalb von 1,5 Jahren folgten Haarausfall, Herzrasen, starke Nackenverspannungen, eine kribbelig-taube Hand, Kraftverlust, Schweißausbrüche, Übelkeit, ein Gefühl permanenten Starkstroms im Körper und wachsende tiefe Traurigkeit.

Das war längst nicht alles.

Ich hatte auch plötzlich das Bedürfnis nicht mehr „angefasst“ zu werden und wollte es auch als Physio nicht mehr tun. Es ging einfach nicht mehr. 

Alles endete damit, dass ich an meinem Arbeitsplatz zusammenbrach, an der Behandlungsbank. In mir hatte etwas gewaltig an der Notbremse gezogen. Ich war mit einem Schlag nicht mehr in der Lage zu berühren, denn das löste eine solche Panik aus, dass sich sofort alle Symptome, wie heulende Warnlampen um mich herum versammelten und mich in die Knie zwangen. Ich hab’ übrigens auch geheult, so zusätzlich als ganz eigene Warnlampe. Es folgten zwei Tage mit so berstenden Kopfschmerzen, dass ich dachte mir sprengt es die Birne.

Arbeiten ging nicht, Aufstehen ging gerade so, Einkaufen war eine Katastrophe, genauso wie Bahn und Bus zu fahren. Alles war zu viel und ich zu wenig. Nahezu alles, wo nicht „Ruhe“ draufstand, verschlimmerte die Kopfschmerzen und beförderte Gefühle aus Tiefen nach oben, von denen ich nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt.

! P E N G !

Mein Geschenk, das ich mich über die Jahre geweigert hatte auszupacken, explodierte mit einem heftigen Knall und bekam einen Namen… Burnout inklusive starker körperlicher Beschwerden. Wie Burnout? Ich? Nee! Naja… doch.

Ich hatte irgendwann aufgehört mich und mein Fühlen, meine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Mein Zugabteil mit dem Namen „Anika“ fuhr auf Gleisen, die nicht mehr in meiner Richtung lagen. Genau das flog mir mächtig um die Ohren.

Dann las ich Schwarz auf Weiß nach, was über den langen Zeitraum meines kurzen Lebens so alles dazu geführt hatte, dass ich nun weinend auf der Couch saß und das Ding, das Burnout hieß, saß wahlweise auf meinem Schoß oder hing an meinem Nacken.

Zusammen mit meinem nun völlig utopisch erscheinenden Lebensziel, war ich gleich mit über Bord gegangen. Dann tauchten auch noch so großartige Fragen auf:

Wer bin ich eigentlich?

Was macht mich überhaupt aus?

Was ist Leben und wo ist meins hin?

Was ist der Sinn meines Lebens? usw.

Zwischendurch dachte ich: „Verdammte Hacke, wieso hat mir das Leben denn so heftig in den Topf mit Gold gekackt?“

Und wo ist jetzt bitte das Geschenk?

Tja, das hab‘ ich mich auch lange gefragt. Nachdem ich mich darauf einlassen konnte, dass ich wirklich Unterstützung brauchte und diese annehmen konnte, wurde das klarer. Ein MRT des Kopfes und eine neurologische Untersuchung zeigten zunächst keine Ergebnisse, die zu dem passten, was ich beschrieb.

Später, so nach knapp 10 Monaten und nachdem ich dachte, dass es schon deutlich bergauf ging, empfing mich noch ein ganzer und ein halber Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule als Diagnose und das mit offenen Armen. Gut, damit hatte ich also die Bestätigung, dass doch nicht alles psychosomatisch war.

Die körperlichen Beschwerden nahmen (sehr) langsam ab und mir wurde bewusst, dass das ganze Chaos mir eine riesige Möglichkeit eröffnet hatte.

Mein Geschenk: Zeit für Heilung

Wow, sollte das ehrlich so sein? Ich durfte heilen? So richtig mit allem drum und dran und mir dafür die Zeit nehmen dürfen? Ja, genau das. Letzteres musste ich sogar, denn es ging nicht mehr anders.

Dann ging es also los. Am Anfang war alles auf Ruhe ausgerichtet. Liegen, essen, trinken und im Wald spazieren. Mehr ging nicht und sollte auch nicht sein. Dann beschäftigte ich mich wieder mehr mit unterstützender Ernährung. Nahezu jeder Morgen beginnt jetzt mit einem 1/2 Liter warmem Wasser mit einer 1/2 ausgepressten Zitrone, jeder zweite oder dritte Tag mit gepresstem Selleriesaft.

Ich wende seit 2016 das energetische Analyse- und Coachingsystem innerwise an. Das half mir sehr, die aufflammenden Themen zu bewältigen, die sich in meinem Prozess zeigten. Auf allen Ebenen (insgesamt acht) ließ sich so sichtbar machen und klären, was im Hintergrund an energetischen Mustern wirkte. Ab und an nahm ich auch die Hilfe von anderen innerwise Coaches in Anspruch.

Ich hatte Termine beim Osteopathen und begann Tai Chi zu praktizieren. 

Ich räucherte meine Wohnung in den Rauhnächten aus und hielt Rituale ab, die mich unter anderem von meinem Beruf lösten. Ich wusste, dass ich loslassen musste, damit die Physiotherapie eine Chance hatte in irgendeiner Form zu mir zurückzukehren, so es denn sein sollte. Das war kraftvoll, denn dadurch entstand ein leerer Raum, ein Feld, das sich nun mit neuem Leben füllen konnte.

Auf meinem Weg bekam ich dann einen Tipp für eine Rehaklinik. Der Jackpot, obwohl ich da anfänglich gar nicht hinwollte. Was diese sechs Wochen mit mir gemacht haben, was sie in mir und für mich bewirkt haben, kann ich kaum in Worte fassen. Ein weiteres Heilgeschenk, auch was die Menschen angeht, die ich dort kennenlernen durfte. Den Namen der Klinik gebe ich gern auf Anfrage heraus.

Ich habe gelernt, wie wundervoll das Leben ist.

Das war auch immer genau das, was ich als innerwise Coach vermitteln wollte, nur wie es sich auch für mich anfühlen darf, wusste ich noch nicht. Meine Lebensliebe wuchs. Nun weiß ich ein klein bisschen mehr, wie Heilung möglich werden kann. Es am eigenen Leib zu erfahren, war das Beste, was mir passieren konnte, auch später für meine Arbeit. Ich kann authentisch von dem Sprechen, was ich als heilsam erfahren habe.

Die Symptome und Prozesse haben mir allesamt geholfen, mich selbst zu finden, seelische Wunden zu heilen, wieder zu lieben, meinen Körper zu reinigen, meinen Lebensweg neu auszuloten und den Sinn in meinem Leben zu erkennen.

Ich habe mein Leben aufgeräumt und tue es noch. Wie großartig!

Aus Panik vor der Fülle des Lebens wurde Liebe – zu mir und dem Leben selbst.

Aus meiner Unternehmensidee „KERNZEIT | TIME TO GROW“ wurde meine ganz eigene Kernzeit & die Lernaufgabe zum Wachsen.

Aus Anfassen wurde wieder Berührung.

Aus Essen wurde wieder Nahrung, denn die kommt von „nähren“.

Es lohnt sich jedes Geschenk dankbar anzunehmen, denn es hält ungeahnte Wunder für uns bereit. Wirklich! Und manchmal ist es die Liebe des Universums, die genau in den Geschenken steckt, die uns erst später als solche bewusst werden.


Anika

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