AUFRICHTIG AUFRICHTEN MIT KRÖNCHEN

„Brust raus, Bauch rein!“

Diesen Spruch hast Du bestimmt schon mal gehört, höchstwahrscheinlich dort, wo’s um Körperhaltung ging. Mit dieser hab‘ ich mich als Physiotherapeutin ziemlich oft beschäftigt, erst in der Ausbildung, dann in meiner Arbeit und ich tue es immer noch. „Brust raus, Bauch rein!“ hat, soviel weiß ich aus der Praxis, so gut wie nie eine natürliche aufrechte Haltung hervorgebracht. Für das Vorhaben ein Erdmännchen aus Beton zu imitieren, das aufgrund der starken Anspannung irgendwann an körperlichen Schmerzen leidet, ist der Spruch allerdings prima geeignet ;-).

Es gibt so viele mögliche Ursachen, warum eine Aufrichtung des Körpers in bestimmten Körperbereichen nicht möglich ist. Dazu hab‘ ich mir viele Fragen gestellt, erst aus anatomischer Sicht. Dann lernte ich das energetische System innerwise kennen, mit dem ich heute in meinen Coachings arbeite. Damit kamen Fragen aus ganz anderen Perspektiven hinzu.

Eine Auswahl:

„Warum will ein Mensch bzw. der Körper sich nicht aufrichten?“

„Ist es überhaupt eine körperliche Ursache, die das Aufrichten einschränkt/verhindert?“

„Worauf weist der Körper hin?“

„Was braucht es zur Aufrichtung?“

„Hat die äußere etwas mit der inneren Haltung zu tun?“

„Zeigt sich meine Haltung zu etwas oder jemandem in meinem Leben auch körperlich?/ Bin ich aufrichtig?“

„Was ist überhaupt an individueller Aufrichtung vom Körper gewollt und was ist für ihn umsetzbar, um in all seinen Strukturen frei schwingen zu können?“

Und dann natürlich die wichtigste Frage:

„Was heißt denn überhaupt körperliche Aufrichtung und was ist die Grundvoraussetzung dafür?“

Vor knapp 1,5 Jahren habe ich angefangen Tai Chi zu üben und erarbeite mir dadurch nach und nach ein fühlbares Bild. Im Kopf begebe ich mich dazu gerne in den Garten meiner Eltern und stelle mir die Stimme unseres Trainers vor:

Ich stehe mit nackten Füßen locker im schulterbreiten Stand. Mein Scheitel berührt den Himmel/das Universum. Ich hänge vom Scheitel hinab. Meine beiden Füße berühren die Wiese unter mir. Ich spüre auch meine Zehen auf dem Boden liegend. Meine Arme hängen locker hinab. Es entsteht das Bild in mir, dass ich mich nur in Verbundenheit mit der Erde & dem Universum frei durch mein Leben bewegen kann.

Es gibt also sogenannte Fixpunkte, auch wenn sie nicht fix sind. Ich empfinde sie als eine Art fühlbare zweipolige Aufspannung, die mir Orientierung, eine innere Mitte gibt. Ist diese Mitte für mich fühlbar, kann ich aus ihr heraus spüren, wo in meinem Körper eine Abweichung von ihr vorhanden ist und ich kann in dieser Wahrnehmung lernen, wie mein Körper sich im Raum anfühlt und verhält. Aus der inneren Mitte entsteht für mich die Aufrichtung und damit erst die Voraussetzung mich fühlend in meinem Leben zu bewegen, es in Verbundenheit zum großen Ganzen und zur Erde zu gestalten.

„Aber was, wenn das körperlich einfach nicht so klappt?“

Hier bietet die Arbeit mit innerwise Mobile fantastische Möglichkeiten energetische Blockaden und Muster über die Körperebenen zu analysieren, zu klären und wunderbar zu begleiten. Ich finde hierbei den Blick hinter die Worte „aufrichtig“ & „Haltung“ sehr spannend. Was bedeutet es aufrichtig zu sein und zu handeln? Was bedeutet es eine Haltung zu etwas oder jemandem einzunehmen? Wenn ein bestimmter Teil der Wirbelsäule sich nicht aufrichten kann, gibt es vielleicht auch einen Teil in meinem Leben in dem ich nicht aufrichtig bin oder fehlt mir irgendwo Halt? …

Es gibt etliche Möglichkeiten sich körperlich den Zugang zur eigenen Aufrichtung zu erarbeiten. Eine will ich Dir gern vorstellen. Sie hat sich mir über die Jahre als die effizienteste gezeigt.

Ich greife dazu das Beispiel der Aufspannung zwischen Himmel und Erde noch einmal auf und orientiere mich an Kronenpunkt und Kreuzbeinspitze:

  1. DER KRONENPUNKT – dein individueller Aufrichtungspunkt auf dem Schädeldach
  • Bilde mit deiner Hand eine „3“ aus Daumen, Zeige- und Mittelfinger und spreize diese drei Finger weit auseinander.
  • Jetzt nimmst du den Abstand zwischen Daumen & Mittelfinger.
  • Dann setzt Du den Daumenballen zwischen die Augenbrauen. Spreize den Mittelfinger weiterhin ab und halte den Daumen in Position.
  • Jetzt bringe die Kuppe des Mittelfinger auf dein Schädeldach, soweit wie du mit dem gehaltenen Daumen kommst.
  • Dort, wo die Mittelfinger-Kuppe auf der Längslinie des Schädels ankommt, ist dein individueller Kronenpunkt.
  • Stelle den Mittelfinger auf und stelle Dir vor, dass Dich von dort ein goldenes Fädchen nach oben zieht.
  • Suche deinen Kronenpunkt immer wieder auf diese Weise auf, bis du im Gefühl hast, wo er sich bei Dir genau befindet.
  1. SITZBEINHÖCKER & KREUZBEINSPITZE
  • Setz dich so hin, dass deine Füße Bodenkontakt haben, deine Knie ungefähr faustbreit auseinander stehen.
  • Deine beiden Sitzbeinhöcker, die Knochen unter deinen Pobacken solltest du im Sitzen gut spüren.
  • Jetzt kippst du dein Becken vor und zurück, sodass du auf den Sitzbeinhöckern rollst. Stell dir vor dein Becken wäre eine Schale mit Wasser. Kippst du vor, schüttest du Wasser aus. Kippst du zurück, stellt sich die Schale auf und kein Wasser kann herauslaufen.
  • Jetzt versuchst du zu fühlen, in welcher Position deines Beckens die Sitzbeinhöcker senkrecht zum Boden zeigen. Dort hältst du an.
  • Jetzt zeigt auch dein Kreuzbein senkrecht mit seiner Spitze nach unten. Wenn du magst, leg eine Hand flach auf das knochige Dreieck unter deiner Lende und spüre die Position nach. Es zeigt orientierend mit dem Rand der Pofalte nach unten.
  • Stell dir nun vor, dass von der Spitze des Kreuzbeins ein goldenes Fädchen in Richtung Erde zieht.

Mit leicht gebeugten Knien funktioniert die Übung auch im Stehen.

Kronenpunkt und Sitzbeinhöcker auszurichten, lässt sich in vielen Alltagssituationen praktizieren und auch in sportliche Übungen super integrieren.

Probier Dich aus!

Mein Tipp: Schließ‘ ab und zu die Augen in der Aufspannung der Punkte, um besser in dich hineinfühlen zu können und die Augenmuskeln in Verbindung zur Halswirbelsäule zu entspannen. Dabei nimmt die Halswirbelsäule eine natürlich aufrechte Position ein, weil der Blick sie nicht mehr nach vorn orientiert. Auch mal 1-2 Minuten in die Dunkelheit zu schauen, indem Du Dir die Hände vor die Augen hältst, kann sehr gut tun.

Und…

Wenn Du Dich beim Aufrichten fühlst, wie ein in Beton gegossenes Erdmännchen ;-), dann baut sich zu viel muskuläre Spannung auf. Richte dann deine Haltung lieber etwas sanfter nach unten und oben aus. Vertrau‘ darauf, dass dein Körper sich von selbst nach und nach anpasst, wenn er bereit dazu ist. Manchmal braucht es dazu eben auch die Beantwortung der Frage, ob wir in einer bestimmten Situation oder Lebenslage überhaupt eine aufrichtige Haltung einnehmen und wie wir dies unterstützen können. Tanz, Gesang, Theaterspiel und auch eine Lieblingssportart tragen enorm viel dazu bei, sich spielerisch und mit Spaß im Inneren und Äußeren aufzurichten.

 
Anika

Bild: Krone – OpenClipart-Vectors | www.pixabay.com | Zeichnung: Anika Dannenberg

Meine Inspirationen:

Buch: Benita Cantieni – „Tigerfeeling – Das perfekte Beckenbodentraining für Sie und Ihn“

Tai Chi Chuan im Ma Tsun Kuen Stil: https://daozentrum.berlin/

Holistische Körperarbeit: https://innerwise-mobile.com/