DIE PAUSENRAUMATMUNG ODER... DIE STILLE IN DIR

Wusstest Du, dass Du Zugang zu einem Atemraum hast, der sich absolut still, weit und heilsam anfühlen kann?

Wir Menschen atmen wie selbstverständlich – wir tun es einfach! Und doch gibt es ganze Sportkurse, die sich nur um den Atem drehen, eigene Therapieformen & Heilmethoden. Also muss er doch etwas Besonderes sein, oder?

Irgendwann beschäftigte mich die Frage, ob wir Menschen zuerst Ein- oder Ausatmen, wenn wir auf die Welt kommen. Am einleuchtendsten erscheint mir bis heute die Aussage, dass wir zunächst ausatmen müssen, um sämtliches Fruchtwasser loszuwerden, dass wir im Mutterleib aufgenommen haben. Erst nach einer vollständigen Ausatmung kann eine tiefe Einatmung erfolgen, die den Körper mit Sauerstoff versorgt, der für uns so lebensnotwendig ist. Auch in der Atemtherapie wird das genutzt. In Übungen wird beispielsweise der Ausatem verlängert, um die Einatmung zu vertiefen. Bei Asthma (bronchiale) ist das eine wirklich wirksame Maßnahme.

Atmen ist also wichtig!

Manchmal spüre ich regelrecht, wie ich den Atem fast anhalte, weil ich angespannt bin. Meistens kaue ich dabei gedanklich auf irgendetwas herum, das für den Verstand unfassbar wichtig sein muss ;-). Um meine Atmung wieder ins Fließen zu bringen, halte ich dann bewusst inne. Das setzt natürlich voraus, dass ich bemerkt hab‘, dass ich nicht mehr tief ein- und lang ausatme.

Für Leute, die regelmäßig vergessen etwas zu trinken gibt es doch Apps, die dann jede Stunde ein Tropfgeräusch als Erinnerung von sich geben. Als ich mal zu Besuch bei einem Freund war, tropfte sone App halbstündlich. Bei mir hatte das zumindest zur Folge, dass ich viel öfter pipi musste, als sonst :-D.

Ich hab‘ mir mal einen Klangschalen-Gong als Atem-Erinnerung aufs Handy geladen. Hilft mir !

Jetzt sind wir also ans Atmen erinnert, dann können wir doch gleich noch was draus machen.

Ein gestresstes Nervensystem reagiert auf eine ruhige, lange Ausatmung und unangestrengte tiefe Einatmung extrem gut, weil durch die Bewegung des Zwerchfells unter anderem genau die Nerven stimuliert werden, die ständig Anspannung und Entspannung in unserem Körper balancieren. So signalisieren wir dann „Alles gut! Hab’s gemerkt! Passe jetzt auf!“

Um in mir selbst mehr Entspannung zu fördern, hab‘ ich irgendwann mal eine Übung entdeckt:

DIE PAUSENRAUMATMUNG

  • Setze oder lege dich hin und schließe die Augen.
  • Hilfreich kann auch sein, sich in den sogenannten „Kutschersitz“ zu setzen. Der erleichtert die Atmung enorm. Dabei tust du so, als würdest Du auf einem Kutschbock nach getaner Arbeit zusammenrutschen und stützt deine Unterarme auf den Oberschenkeln ab.

  • Nun beobachte zunächst deinen Atem & und sprich die Worte EIN & AUS in Gedanken mit, dann kann sich kein Gedanke dazwischen mogeln.

Vielleicht fällt Dir schnell auf, dass am Ende der Ausatmung eine Pause entsteht – ein Moment, den weder Ein- noch Ausatmung füllen.

  • Jetzt versuche Dir Ein- und Ausatmung als Räume vorzustellen, die Du mit Deinem Atem füllen kannst.
  • Wenn Du magst, such‘ Dir Farben aus mit denen Du atmen willst und fülle mit ihnen die Räume. Bekommst du sie ganz gefüllt? Beobachte!
  • Jetzt konzentrier‘ Dich auf die Pause am Ende der Ausatmung und halte ganz bewusst inne, wenn Du sie wahrnimmst. Auch sie ist ein Raum.
  • Dann stell Dir vor, Du betrittst diesen Pausenraum und genießt das, was darin ist. Für mich ist es tiefe Stille und gleichzeitig immense Weite, ein Gefühl, dass in diesem Raum etwas Großes geschieht. 

Was ist dieser Raum für dich?

Genieße es, solange die Pause anhält und lass den Atem dann weiterfließen. Ein, Aus, Pause…

Ich liebe diese Übung, denn sie zeigt mir, dass selbst in Situationen mit großem inneren und äußeren Chaos etwas in mir existiert, das mir immer ein wenig Ruhe und Entspannung geben kann und mich mit einem Raum der Stille hinter all den Geräuschen und Gedanken verbindet.

 
Anika

Bild: Seifenblasen – Alexas_Fotos | www.pixabay.com